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Fritz Neumann (1928–2014) ist nicht Ric!

Während meines Urlaubs habe ich einige Nachforschungen zu einem der letzten Beiträge angestellt: Ich habe mich mit dem Freudeskreis Kunst Oldenburg in Verbindung gesetzt. Sie haben meine Fragen an Andreas Neumann, den Sohn von Fritz Neumann (1928-2014), weitergeleitet.

Er hat mir die folgende Antwort geschickt:

Mein Vater - Fritz Neumann - ist leider nicht identisch mit dem Maler “Ric”. Schrift und Malstil stimmen nicht überein, und auch die angeführte Berliner Adresse paßt nicht. Wir haben zu der Zeit in Ohlenstedt gewohnt und sind dann nach Oldenburg gezogen.
Andreas Neumann

Also beginnt die Suche von neuem!

Aber zuerst wollen wir ein wenig aufräumen:

Es ist interessant zu sehen, wie viele Leute und Seiten die Verbindung zwischen Fritz Neumann (1928-2014) und Ric übernommen haben.

Denkt daran, dass ein Fritz Neumann mit Sicherheit Ric ist, nur nicht derjenige, der 1928 geboren wurde.

Die Seite wird in den nächsten Wochen aktualisiert…

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Ein weitere Hinweis von Wolfgang Barina , eine Rechnung für ein Fritz Neumann Aquarell namens “Regatta” vom 20.10.1938.

Das [United States Copyright Office (USCO)] (https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_Copyright_Office ) ist ein Verwalter verschiedener Arten von Urheberrechtseinträgen. Es gab früher einen gedruckten Katalog der registrierten Urheberrechtsansprüche heraus. Da die USA schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein globaler Markt waren, gab es in den dreißiger Jahren Copyright-Registrierungen von J.C. Blumenberg . Einige davon, vor allem im Teil 4: Kunstwerke, betreffen auch Werke unseres Fritz Neumann. Dies gibt uns Daten für bestimmte Werke unseres Fritz und ist ein Indikator dafür, wann sie begannen, miteinander zu arbeiten.

Die gedruckten Copyright-Kataloge wurden digitalisiert und sind im Internet Archive verfügbar.

1936

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1936: Vol 31 No 1-4, Seite 228

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1936: Vol 31 No 1-4, Seite 228

1938

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1938: Vol 33 No 1-4, Seite 43

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1938: Vol 33 No 1-4, Seite 43

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1938: Vol 33 No 1-4, Seite 145

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1938: Vol 33 No 1-4, Seite 145

1939

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1939: Vol 34 No 1-4, Seite 28

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1939: Vol 34 No 1-4, Seite 28

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1939: Vol 34 No 1-4, Seite 143

Catalog of Copyright Entries, New Series. Part 4: Works of Art 1939: Vol 34 No 1-4, Seite 143

Zusammenfassung

Werk Datum
Bestrafte raufbold September 1936
Sieger September 1936
Jagdflieger Januar 1937
Ferienerinnerungen (from my window) May 1938
Cup race December 1938
 Dem endkampf entgegen Juli 1937  
Ran an den wind  März 1936
Hol an die schooten (Taking it cleverly)  Juli 1936
Mercurius März 1937

Auch wenn Fritz Neumann-Hegenberg von Anfang an als “unser” Fritz Neumann ausgeschlossen werden konnte. Gibt es weitere Hinweise die dies untermauern.

Schon am 31 August 2021, also vor drei Jahren, tauchte bei der TV-Sendung “Bares für Rahres” ein Werk von Fritz Neumann-Hegenberg auf. In der Folge des Beitrags wurden auch ein Zeitungsartikel über die Folgen veröffentlicht (hinter einer Paywall).

Seine Werke sind auch in verschiedenen Online Sammlungen vertreten

Da sowohl die Adressbucheinträge als auch einige Werke von Fritz Neumann (wie dieses vom August 1935 oder diese von zwischen 1934 und 1951) aus der Zeit des “3. Reiches” stammen, ist es relativ wahrscheinlich, dass er Mitglied der Reichskunstkammer gewesen ist. Die Mitgliedschaft war damals verpflichtend…

Und tatsächlich, im Landesarchiv Berlin, das die Akten der Reichskammer der bildenden Künste, Landesleitung Berlin verwaltet, findet unter der Archivsignatur A Rep. 243-04 Nr. 6261 findet sich eine Personenakte Fritz Neumann, geboren am 18.06.1905!

Zusätzlich gibt es ein Findbuch des Bestandes . Darin sind auch einige Versteigerungen nachgewiesen bei denen ein “Fritz Neumanns” erwähnt wird…

Auch in den Akten der Reichschrifttumskammer, verwahrt beim Bundesarchiv, findet sich mindestens ein Fritz Neumann , aber den ignorieren wir erstmal…

Aus dem Findbuch geht auch ein Geburtsdatum hervor: Der 18. Juni 1905!

Und mit diesem Datum findet sich dann auch noch mehr: Der am 18.6.1905 geborenen Dipl.-Ing. Fritz Neumann war wohl Studienrat an der Staatsbauschule Berlin-Neukölln. Zumindest gibt es in der Zweigstelle des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde eine entsprechende Personalakte . Die Schule ist über mehrere Zwischenschritte in die heutige Berliner Hochschule für Technik aufgegangen.

Aber ob das “unser” Fritz ist?

Die Originalnotiz, in der unser Fritz Neumann bestätigt, dass er Ric ist, veröffentlicht von Mark Strong von Meibohm Fine Arts, enthielt eine Adresse:

Seine Adresse lautet Gartenfelder Str. 132 h in Berlin Haselhorst.

Da Torsten Steinberg, der Autor der im letzten Beitrag erwähnten Anzeige, über die alten Berliner Adressbücher geschrieben hat, habe ich versucht, dasselbe zu tun. Dies sind die Ergebnisse, das erste Ergebnis war von 1934:

Adressbuch 1934

Adressbuch 1934

Adressbuch 1936

Adressbuch 1936

Adressbuch 1937

Adressbuch 1937

Adressbuch 1943

Adressbuch 1943

Adressbuch 1957

Adressbuch 1957

Adressbuch 1961

Adressbuch 1961

Adressbuch 1970

Adressbuch 1970

Oben nur Stichproben, daher sind die Ausschnitte nicht fortlaufend. Nach 1970 sind keine Adressbücher mehr verfügbar, daher hier einige Auszüge aus Telefonbüchern.

Telefonbuch 1978

Telefonbuch 1978

Telefonbuch 1984

Telefonbuch 1984

Damit ist zumindest klar, dass unser Fritz Neumann rund 50 Jahre lang in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Und vielleicht ist er 1984 gestorben oder hat zumindest aufgehört, als Grafiker zu arbeiten, z.B. weil er in ein Altersheim ging.

Eine weitere Spur

Nachdem ich die Nachricht erhalten hatte, dass Fritz Neumann (1928-2014) nicht unser Fritz Neumann ist, war es an der Zeit, mögliche Kandidaten erneut zu prüfen. Ein interessanter neuer Hinweis war dieses Angebot auf Kleinanzeigen (früher “eBay Kleinanzeigen”). In der Anzeige vom 08.07.2024 werden 8 Gemälde (Aquarelle) eines Fritz Neumann angeboten, die Signatur ist sehr ähnlich zu der der Drucke “unseres” Fritz Neumann. Und es gibt auch eine bekanntes Gemälde des Schlosses Charlottenburg von unserem Fritz Neumann…

Hier der Text der Anzeige:

Fritz Neumanns gibt es wie Sand am Meer. Allein das Berliner Adressbuch des Jahres 1964 verzeichnet 63 von ihnen, darunter 2 Maler, 1 technischer Zeichner sowie 1 Grafiker. Letzterer ist es, der die hier angebotenen Aquarelle gemalt hat.

Vor allem die Firma Meibohm Fine Arts bei Buffalo am Eriesee hat in den USA seine Werke gehandelt, mal unter dem richtigen Namen, mal unter dem Pseudonym RIC, dann gerne Maritimes, z. B. Segelboote, aber auch Tiermotive. Hinter beiden Signaturen verbirgt sich der gleiche Fritz Neumann, den die Berliner Adressbücher noch bis 1979 als in der Siemensstadt, in der Gartenfelder Str. 132 h wohnhaft ausweisen. Um diesen Wohnort gruppieren sich die Motive der hier angebotenen Aquarelle, die in vielerlei Hinsicht stark an die Arbeiten des in Berlin bekannten Architekturmalers Alfred-Karl Dietmann erinnern und diesen keineswegs nachstehen.

Radierungen Fritz Neumanns tragen in der Regel den Prägestempel “JCB” des Lübecker Kunstverlags Josef Carl Blumenberg, über den sie ihren Weg in die USA fanden. Sind die Arbeiten mit “Neumann” signiert, stimmt die Schreibweise mit der auf den Aquarellen überein; sind sie jedoch mit “RIC” signiert, wird besonders anhand früher Beispiele deutlich, dass es sich bei dem Pseudonym nicht um eine Neuerfindung handelt, sondern um eine Ableitung aus der auch auf den Aquarellen festzustellenden, eigenartigen Schreibweise des Vornamens Fritz.

Fritz Neumanns Lebenslauf ist mir durch Jürgen Derschewskys “Biografie Oldenburger Künstler” bekannt. Dieser Maler scheint mit Berlin allerdings kaum mehr zu tun zu haben, als dass er am 27.10.1928 dort geboren wurde. Nach Schule und Krieg arbeitet er 1948/49 als Steinmetzpraktikant mit an der Restaurierung der Kriegsschäden am Mindener Dom. Es schließen sich 1949-53 an ein Studium an der Werkkunstschule Braunschweig (Abt. Plastik) und 1954-57 an der Pädag. Hochschule in Oldenburg einschl. einer Tätigkeit als Kunstpädagoge. 1971 Aufnahme in die Landesgruppe Oldenburg des Bundes Bildender Künstler (BBK). 1972 erste Beteiligung an einer Ausstellung in Nordenham, der noch viele in Oldenburg und Umland folgen sollten, zuletzt im Februar/März 2001 eine Retrospektive mit Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen. Am 23.3.2014 ist Fritz Neumann in Oldenburg gestorben, 5 Jahre später eben dort auch seine Frau.

Die klare Ausrichtung auf Oldenburg weckt Zweifel, ob dieser Lebenslauf tatsächlich zu dem Fritz Neumann passt, der zumindest bis 1979 noch einen Koffer in Berlin stehen hatte und dem wir die hier angebotenen Berliner Motive verdanken. J. Derschewsky hat anscheinend bei Rekonstruktion der Biographie nur lokale Quellen ausgewertet, weshalb die Zweigleisigkeit des Künstlers mit einem Standbein in Berlin ihm wohl entgangen ist. Gerade um die 60er Jahre, in die ich die Berliner Aquarelle datieren würde, klafft im Lebenslauf eine Lücke von mehr als einem Jahrzehnt, doch die Radierung zweier Fischkutter als sonst fehlendes Bindeglied ist sicheres Indiz dafür, dass genau der Fritz Neumann als Maler der hier angebotenen Berliner Motive ebenso im Oldenburgischen gefischt hat.

Torsten Steinberg

Nach seinem Urlaub hat sich Torsten Steinberg, der Anbieter der Bilder bei mir gemeldet und der Übernahme seines Textes und seiner Bilder zugestimmt.

Zweifel

Das bemerkenswerte ist, dass im Text deutliche Zweifel das der Fritz Neumann, der die Aquarelle gemalt und signiert (und somit sehr wahrscheinlich “unser” Fritz Neumann ist) hat und Fritz Neumann (1928–2014) identisch sind. Dazu bietet der Text auch einige interessante Hinweise darauf, wie der Anbieter zu diesen Zweifeln gekommen ist. Er hat in alten Adressbüchern recherchiert…

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Vor ein paar Tagen habe ich bei meinem Lieblingsantiquariat ein interessantes Buch gekauft: Ein Katalog der lieferbaren Drucke des “Kunstverlag Hanfstaengl” für das Jahr 1961. Die Verkäuferin erzählte mir, dass das Buch schon seit Ewigkeiten im Regal steht und bot mir an, den Preis noch einmal nachzuschlagen, nur für den Fall, dass der Wert sinkt. Sie haben die Angewohnheit, Bücher zu einem niedrigeren Preis als dem im Internet angegebenen anzubieten. Es hat sich herausgestellt, dass der Preis in den letzten Jahren gestiegen ist, aber in diesem Fall bleiben sie bei ihrem ursprünglichen Angebot.

Drucke vom “Kunstverlag Hanfstaengl” sind in Deutschland recht verbreitet, man findet sie oft auf Flohmärkten, die Qualität ist gut, und viele Leute sind verwirrt durch die Tatsache, dass sie sehr alt sein können und versuchen, sie als Originale zu verkaufen.

Wie auch immer, ich habe das Buch gekauft, da ich darin einen Druck entdeckt habe, den ich besitze. Es ist der vom Eisvogel auf Seite 168. Ich habe es nie geschafft, die ganze Signatur zu lesen, und jetzt, wo ich den Namen kenne, habe ich erfahren, dass ich eigentlich mit ein paar falschen Fragmenten gesucht habe. Die Radierung ist von dem Künstler Kurt Meyer-Eberhardt aus München.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nicht behaupten, dass Fritz Neumann und Kurt Meyer-Eberhardt irgendwie verwandt sind, auch wenn es einige Ähnlichkeiten in den Motiven gibt. Das mag einfach der Zeitgeist zwischen den 50er und 70er Jahren sein.

Aber vielleicht gibt es ja noch weitere ähnliche Kataloge von anderen Kunstverlagen, die Werke von Ric oder Fritz Neumann enthalten.

Vor einiger Zeit habe ich einen Beitrag mit einer bemalten Fliese hinzugefügt, die von Fritz Neumann gemalt und von Rosenthal hergestellt wurde. Da die Firma eine lange Geschichte hat, bieten sie auch einen Archivrecherche-Service an. Im Frühjahr 2019 habe ich eine Anfrage über die Geschichte dieses Produkts und des Künstlers gestellt, heute habe ich eine Antwort erhalten. Da ich keine Erlaubnis von ihnen habe, zitiere ich die Antwort hier nicht. Die groben Fakten:

  • Produziert von der Rosenthal Handmalerei in München zwischen 1934 und 1951, da die Marke nur in dieser Zeitspanne verwendet wurde - vor allem für Exportware in die USA.
  • Als Vorlage diente ein Gemälde des deutschen Malers Fritz Neumann (1881-1919).

Jeder regelmäßige Leser wird sich jetzt wundern und feststellen, dass die Lebensdaten und das Thema nicht zusammenpassen: Die zweite Aussage ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch, aber bisher gab es noch keine Antwort.

Frohe Weihnachten an alle!

Endlich ist die Zeit des Jahres gekommen, in der man Plätzchen essen und ein wenig persönliche Forschung betreiben kann. Auf dem Original-Blog von Simon habe ich folgenden Kommentar gefunden.

I have over 30 different lithographs of the unknown artist RIC. Likewise I have in my collection 15 lithographs, which are signed with Fritz Neumann. The lithographs of both artists not only have the same embossing stamp “JCB” but show too clear similarities in motifs (boats, birds, lanes) as well as in brushstrokes. The only artist I know who also uses the stamp “JCB” is Han van Meegeren. In addition, I recognize in his lithograph “deer with fawn” left in the background a boat, as we know it in the style of Fritz Neumann and RIC. For several years I have been searching unsuccessfully for the artist RIC. On the back of some frames I recognized 8 stickers of art houses. I contacted each of them. Nobody can remember the artist RIC. My collection consists of more than 1000 works. None of these lithographs of other artits shows an embossing stamp “JCB”. Therefore the way to identify RIC leads over the embossing stamp of the printer. Does anyone know the embossing stamp and/or the printer? This would be very helpful in identifying the artist RIC. All information is highly appreciated.

Übersetzung:

Ich habe über 30 verschiedene Lithographien des unbekannten Künstlers RIC. Ebenso habe ich in meiner Sammlung 15 Lithographien, die mit Fritz Neumann signiert sind. Die Lithographien beider Künstler haben nicht nur den gleichen Prägestempel „JCB“, sondern zeigen auch deutliche Ähnlichkeiten in den Motiven (Boote, Vögel, Gassen) sowie in der Pinselführung. Der einzige mir bekannte Künstler, der ebenfalls den Stempel „JCB“ verwendet, ist Han van Meegeren. Außerdem erkenne ich in seiner Lithographie „Hirsch mit Rehkitz“ links im Hintergrund ein Boot, wie wir es im Stil von Fritz Neumann und RIC kennen. Seit mehreren Jahren suche ich erfolglos nach dem Künstler RIC. Auf der Rückseite einiger Rahmen erkannte ich 8 Aufkleber von Kunsthäusern. Ich habe jeden von ihnen kontaktiert. Niemand kann sich an den Künstler RIC erinnern. Meine Sammlung besteht aus mehr als 1000 Werken. Keine dieser Lithographien anderer Künstler weist einen Prägestempel „JCB“ auf. Daher führt der Weg zur Identifizierung von RIC über den Prägestempel des Druckers. Kennt jemand den Prägestempel und/oder den Drucker? Dies wäre sehr hilfreich bei der Identifizierung des Künstlers RIC. Jede Information ist sehr willkommen.

Der Link zur Blogger.com-Profilseite könnte funktionieren, wenn Sie ein Blogger.com-Konto haben.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie man diesem Hinweis folgt, aber ich werde eine Seite dafür einrichten.

Außerdem habe ich noch ein paar Bilder für diesen Blog gefunden. Bleibt dran!